Schulmeister, Glöckner und Kirchendiener
(Die dritte Generation i.d.L. – zehn Generationen zurück)
Nikolaus Philipp Theobald (1652 – 1726) war der Sohn des vorhergehenden Philipp Theobald (1614 – 1685) und seiner Frau Catharina Frey (1618 – 1695). Geschwister sind bisher nicht nachgewiesen. Er wurde in der Neustadt Hanau geboren und verbrachte dort die ersten Lebensjahre. 1657 trat sein Vater in Mittelbuchen die Stelle als Schulmeister an, sodaß wir annehmen dürfen, daß er zumindestens teileweise dort, auf dem Land, großgeworden ist. Wie sein Vater und der Großvater lernte er das Schreinerhandwerk. Er heiratete Anna Dorothea Bruckmann (1652 – 1728), eine Tochter des Hanauer Schulkollektors Arpold Bruchmann [sic]. Ihr Sohn, Ernst Philipp Theobald (1680 – 1743), in Hanau geboren, sollte später der erste Pfarrer in dieser Familie werden.
Das Amt des Schulmeisters in Mittelbuchen übernahm Christian Wilhelm 1685, der jedoch schon drei Jahre später
„allhier resigniert auch von einem hochlöblichen Consistorio allhier dimittiert und nach Nauheim transferiert worden ist“ [zit. n. Sauer 1979, S. 154].
Aus Kleindorfelden (heute ist das der Schönecker Stadtteil Oberdorfelden), wo Nikolaus Philipp Theobald zwischenzeitlich Schulmeister geworden war, holte man diesen 1688 zurück nach Mittelbuchen als späten Nachfolger seines Vaters. Immerhin achtzehn Jahre bekleidete er die Stellung als Dorfschulmeister, bis Philipp Nicolai Theobald – unter diesem Namen findet man ihn in der Mittelbuchener Chronik – 1706 zurück nach Hanau ging, um dort die Stelle des Glöckners und Kirchendieners anzunehmen.
Hinterlassen hat er in Mittelbuchen eine Schreinerarbeit,
„eine eichene Kirchbaulade, der er im Jahr 1704 angefertigt hatte. Sie sollte an die Stelle einer älteren roten Kirchbaulade treten, die dann in die Kirche kam und in der nun die schwarzen Leichentücher aufgehoben werden sollten […]. In der neuen, mit zwei Schlössern und Schlüsseln versehenen Lade […], fanden die Abendmahlsgeräte, schriftliche Dokumente und manches andere Aufnahme. Sie wurde dem Pfarrer bei seiner Amtseinführung zu treuen Händen übergeben, der sie später wieder seinem Nachfolger übereignete. So ist sie bis in unsere Zeit gekommen und befindet sich heute im Pfarrhaus.“ [Sauer 1979, S. 156.]
Das Läuten der Mittelbuchener Kirchenglocken „mit Glockenseilen, die bis in den Turmeingang hinunterhingen“ [Sauer 1979, S. 167] gehörte zu den Aufgaben des Schulmeisters; der beauftragte jedoch üblicherweise seine Schulkinder mit diesem Amt. An der Hanauer Hochdeutsch reformierten Kirche, der heutigen Marienkirche, an der Nikolaus Theobald seit 1706 das Glöckneramt bekleidete, wird das schon alleine der Mächtigkeit der Glocken wegen nicht möglich gewesen sein. Hinzu kam die Vergrößerung des Geläuts: die Ergänzung der ersten großen Glocke von 1480 zu einem Geläut von fünf Glocken. Das war 1709, nicht lange, nachdem Nikolaus Theobald Glöckner und Kirchendiener der Hochdeutsch reformierten Kirche wurde. Die größte Glocke, die 65 Zentner schwere Ruferin, ist als eine der ältesten und größten Glocken im Umland von Hanau noch heute erhalten.
Ansicht der Marienkirche von Osten, um 1870.
Quellen
Literatur
Sauer, Eugen Heinz: Zwölfhundert Jahre Mittelbuchen. Eine Chronik von Mittelbuchen von den frühesten Anfängen bis zu seiner Eingemeindung in die Stadt Hanau. Hanau (Kulturamt) o.J. [1979].
Abbildungen
Ansicht der Marienkirche von Osten, um 1870.
Aus LAGIS, Historische Ortsansichten.
URL: <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/oa/id/1788> [16.01.2019].