Karl Theobald (1856 – 1941)

Der Landgerichtspräsident

(Die neunte Generation i.d.L. – vier Generationen zurück)

Geheimrat Karl Theobald

Karl Theobald war das Jüngste der vier Kinder des Hoteliers und Weinhändlers Ludwig Theobald und seiner Frau Emilie Uhl aus Friedberg. Nach dem Abitur studierte er Jura, war Gerichtsassessor und später Staatsanwalt in Gießen, wo er Auguste Buchner, die Tochter des Gymnasialprofessors, Naturforschers und Historikers Otto Buchner (1828 – 1897) kennenlernte und 1889 heiratete.

Auguste Theobald geb. Buchner

Ein Jahr später wurde die älteste Tochter Marie Theobald (1890 – 1981) geboren. Der Zweite, Ludwig Conrad Theobald (1892 – 1949), ist nach seinem Großvater und Onkel Louis der dritte mit dem Namen Ludwig Conrad. Er überlebte den Ersten Weltkrig, wurde Apotheker und starb, wie auch sein Großvater, früh an einem Krebsleiden. Der Jüngste, Wilhelm Theobald (1894 – 1916), war Soldat; er starb mit nur 21 Jahren in der Schlacht um Verdun.

Karl Theobald war ein national-konservativer, aber auch sozial engagierter Mensch. Er liebte, wie auch Seine Frau Auguste, die aus einer hochgebildeten Familie stammte, die Musik und die bildenden Künste. Zuhause wurde musiziert: Marie spielte Klavier, Ludwig die Geige, Wilhem das Violoncello. Beide Eltern sangen im Chor, sie reisten gerne und kümmerten sich, als ihre Kinder aus dem Haus waren, um die Enkel. Auguste starb 1934: Sie legte sich zum Mittagsschlaf und wachte nicht mehr auf. Karl Theobald überlebte sie um sechs Jahre. Er starb 1941 in Darmstadt. Die Darmstäder Zeitung brachte folgenden Nachruf:

                     Geheimerat Karl Theobald †
    * Im Alter von 84 Jahren ist der Landgerichtspräsident i. R. Geheimerat Karl Theobald verschieden, der auch nach seiner Ruhestandsversetzung seinen Wohnsitz in Darmstadt beibehalten und so über drei Jahrzehnte lang als eine der angesehensten Persönlichkeiten in unserer Stadt gelebt hat.
    Karl Theobald war 1856 in Oberhessen geboren, er stammte von Friedberg. Nach Schulbesuch und Studium bestand er das Fakultätsexamen 1879, die Staatsprüfung 1882. Seine erste dienstliche Verwendung hatte der ausgezeichnete Jurist als Staatsanwalt am Landgericht der Provinz Oberhessen, dann in gleicher Eigenschaft von 1892 ab am Landgericht der Provinz Rheinhessen. Zwei Jahre später wurde er hier Landrichter und wiederum nach Ablauf von zwei Jahren Landgerichtsrat. Im Jahre 1902 wurde Theobald als Oberstaatsanwalt nach Gießen an das Landgericht versetzt, wo er bis 1908 blieb. In diesem Jahre kam er dann als Oberlandgerichtsrat nach Darmstadt, wurde 1910 Landgerichtspräsident; 1917 wurde ihm der Charakter als Geheimerat verliehen, 1924 trat er in den Ruhestand. — Seit 1908 war Karl Theobald auch Mitglied des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs. Seinen wissenschaftlichen Neigungen entsprach die Zugehörigkeit zum juristisch-psychiatrischen Verein.
    An Ehrungen hat es dem hochverdienten Beamten und hervorragenden Richter nicht gefehlt; er war Inhaber des Ritterkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen, erhielt später das Ehrenkreuz des gleichen Ordens und wurde schließlich mit dem Komturkreuz 2. Klasse dieses Ordens beliehen.
    Der nach einem langen und segensreichen Leben Entschlafene war nicht nur ein überaus begabter und sorgfältiger Richter, der oft und mit Erfolg bemüht war, auf wohlmotivierte Vergleiche hinzuarbeiten, er war auch als Mensch eine ebenso aufrechte wie gütige Natur. Er war früher längere Zeit Mitglied der Hessischen Landessynode der Evangelischen Kirche. Seine soziale Einstellung und stete Hilfsbereitschaft zeigte sich auch in seiner Betätigung beim Verein zur Unterbringung entlassener Strafgefangener. Schon im Ruhestand, stellte er sich bereitwillig in den Dienst der Armen, die zu beraten er keine Mühe scheute und für deren Interessen er bei Aemtern eintrat. — Der Typ eines charakterfesten nationalen Mannes, eines klugen und gewissenhaften Richters und ausgezeichneten Menschen voller Herzensgüte ist mit Geheimerat Theobald von uns gegangen.

[Darmstädter Zeitung, 12.03.1941]

Quellen

Literatur

Darmstädter Zeitung Nr. 70, 12.03.1941

Internet

Arcinsys
URL: <https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4412355>