Karl Ernst Christian Theobald (1780 – 1861)

Kaufmann und Stadtrat

(Die siebente Generation i.d.L. – sechs Generationen zurück)

Genau einhundert Jahre nach seinem in Hanau geborenen Urgroßvater, dem ersten Theologen dieses Pfarrergeschlechts Ernst Philipp Theobald (1680 – 1743), kam Karl Ernst Christian Theobald zur Welt. In Rumpenheim zwar, in der Grafschaft Hanau-Münzenberg, wo sein Vater zu dieser Zeit die Pfarrstelle innehatte, so wie auch der Großvater, der Urgroßvater, sein älterer Bruder Johann Philipp Adolf Theobald (1778 – 1837) und zahlreiche weitere Anverwandte zwischen 1700 und etwa 1850 als reformierte Pfarrer in den Gemeinden der Grafschaft dienten. Die meisten von ihnen studierten in Hanau an der Hohen Landesschule, und auch einige der Pfarrfrauen kamen aus Hanau, aber ihr Leben verbrachten sie mit ihren Familien als Pastoren in den Gemeinden der Grafschaft.

Karl Theobald aber, der Pfarrerssohn, wurde Kaufmann und kehrte zurück in die Neustadt Hanau, aus der sein Urgroßvater und dessen Vorfahren kamen. Über die Kindheit und Jugend von Karl Theobald wissen wir nichts. Er heiratete 1812 in Friedberg Anna Katharina Trapp (1784 – 1865), deren Eltern beide aus alteingesessenen Friedberger Gastwirtsfamilien stammen, und deren unverheiratete Brüder Johann Friedrich (1772 – 1835) und Johann Ludwig Conrad (1777 – 1857) Erbauer und Gründer des Hotels und der Weinhandlung L.C. Trapp waren; das Hotel auf der Friedberger Kaiserstraße 84 existiert noch heute.

Karl ging mit seiner Frau nach Hanau und eröffnete dort im Haus am Frankfurtergassen-Eck bzw. Krämergasse Nr. 121, das Zum Mohrenkönig (1630), später Zu den drei Mohren oder auch Zum Mohrenkranz genannt wurde [Zimmermann 1919, S. 729B4], eine Handlung für Spezereien (en gros und en detail) und Mineralwasser [Löffel 1837, S. 64, 74, 82]. Seit wann und wielange er diese Spezereienhandlung betrieben hatte, ist nicht bekannt; seine Kinder kamen jedenfalls zwische 1813 und 1823 in Hanau zur Welt. 1846 zog dann die neugegründete Goldene Löwen-Apotheke in die Räumlichkeiten der Frankfurterstraße Nr. 2 ein [Zimmermann 1919, S. 729B7, 748].

Löwen-Apotheke Krämer-/EckeFrankfurter Straße (vor 1920).

Von den acht Kindern der Kaufmannsfamilie erreichten nur vier das Erwachsenenalter: Ludwig Conrad Theobald (1817 – 1859), der Emilie Uhl (1820 – 1894) aus Nidda heiratete und von seinen Onkeln das Hotel und die Weinhandlung L.C. Trapp übernahm. Er starb mit 41 Jahren und hinterließ seine Frau mit vier Kindern und dem Hotel. Seine Schwestern Wilhelmine Adolfine (1815 – 1874), Christine Philippine (1820 – 1882) und Amanda Agathe (1823 – 1890) blieben unvermählt und gingen ebenfalls nach Friedberg. Wahrscheinlich waren sie ihrer Schwägerin im großen Hotelbetrieb behilflich. Christian Karl (1813 – 1815) und Johann Friedrich (1814 -1815) wurden keine zwei Jahre alt und und die Zwillinge Auguste Katharina (1821 – 1822) und Mathilde Karoline (1821 – 1822) starben im Alter von sechs Monaten, so wie sie geboren wurden am gleichen Tag.

In der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongreß war Karl Theobald auch politisch engagiert: als gewähltes Mitglied des Stadtrats der Hanauer Neustadt von 1818 bis 1835. Die Vereinigung der Alt- und der Neustadt fällt in die letzten Jahre seiner Mitgliedschaft im Stadtrat. Im erstmals 1836 unter dem Oberbürgermeister Bernhard Eberhard vereinigten Stadtrat der Alt- und Neustadt und in den folgenden Jahren war Karl Theobald dann nicht mehr vertreten [Kurhessische Staats- und Adreßkalender 1818-1836]. In den einschlägigen Geschichtsbüchern findet er keine weitere Erwähnung, die politisch treibenden Kräfte waren andere. Karl Theobald scheint jedoch in der inzwischen großgewordenen Stadt (1812 hatte die Neustadt 8.046, Alt und Neustadt zusammen 11.997 Einwohner, 1851 waren es zusammen 15.200 Einwohner [Zimmermann 1919, S. 770, 782]) ein durchaus bekannter Bürger und Stadtrat gewesen zu sein. So ist bei Ruth & Arnd [1839] ganz selbstverständlich vom Theobald’schen Haus [S. 111] die Rede, obwohl seine Spezereienhandlung damals nur eine von 87 (!) in Hanau war [Löffel 1837].

Karl Theobald starb kurz vor der Vollendung seines 81. Lebensjahrs 1861 in Hanau. Erst einhundert Jahre später wurde hier der nächste der Theobalds geboren.

Quellen

Literatur

Löffel, G. (Hrsg.): Handels-Adressbuch und alphabetisches Verzeichnis der Einwohner Hanau’s. Hanau (Edler) 1837.
Digitalisat, URL: <http://wiki-de.genealogy.net/Hanau/Adressbuch_1837> [30.12.2018].

Kurhessischer Staats- und Adreß-Kalender. Cassel: (Verlag des Waisenhauses). 1818-1819.
Handbuch des kurhessischen Militair-, Hof- und Civil-Staats. Cassel (Verlag des Waisenhauses) 1820-1821. [Nicht erschienen 1822.]
Kurhessisches Staats- und Adress-Handbuch. Cassel (Verlag des Waisenhauses) 1823-1834. [Nicht erschienen 1832.]
Kurfürstlich Hessisches Hof- und Staats-Handbuch. Cassel (Verlag des Waisenhauses) 1835-1836.
Digitalisate, URL: <https://de.wikisource.org/wiki/Staatshandb%C3%BCcher_und_-kalender> [30.12.2018].

Löffel, G. (Hrsg.): Handels-Adressbuch und alphabetisches Verzeichnis der Einwohner Hanau’s. Hanau (Edler) 1837.
Digitalisat, URL: <http://wiki-de.genealogy.net/Hanau/Adressbuch_1837> [30.12.2018].

Ruth, [Johann Peter] & Arnd, Karl: Zur Geschichte der Entstehung der Neustadt Hanau. Zweite Hälfte. In: Zeitschrift für die Provinz Hanau. Zur Aufklärung ihrer Geschichte, ihrer natürlichen Beschaffenheit u. ihres Culturstandes, sowie der diesem entgegenstehenden Hindernisse. Hrsg. von Karl Arnd. Erster Band. Hanau (König) 1839, S. 109-154 mit beiliegendem Plan über die Verteilung der Bauplätze der Neustadt Hanau von 1597 bis 1648.
Digitalisat der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda: <https://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN336116411_1_2/1/> [30.12.2018].

Zimmermann, Ernst J.: Hanau Stadt und Land. Kulturgeschichte und Chronik einer fränkisch-wetterauischen Stadt und ehemal. Grafschaft. Mit besonderere Berücksichtigung der älteren Zeit. Unveränderter Nachdruck der vermehrten [2.] Ausgabe von 1919. Hanau (Peters), 1978.

Abbildungen

Löwen-Apotheke Krämer-/EckeFrankfurter Straße (vor 1920). Aus: WMC, File:Hanau Neustadt – Haus Löwenapotheke.png.
URL: <https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hanau_Neustadt_-_Haus_L%C3%B6wenapotheke.png> [16.12.2018].

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